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Khameneis Fatwa gegen Atomwaffen: eine iranische Propagandamär

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Khameneis Fatwa gegen Atomwaffen: eine iranische Propagandamär

Gebetsmühlenartig wird es von den Führern des iranischen Regimes wiederholt: Der Iran werde nie eine Atombombe bauen, denn dies sei “unislamisch”. Dazu wird regelmäßig auf eine Fatwa, also ein bindendes religiöses Rechtsgutachten, des obersten geistlichen Führers der Islamischen Republik, Ali Khamenei, verwiesen, demzufolge die Produktion, der Besitz und die Anwendung von Massenvernichtungswaffen mit den Prinzipien des Islam unvereinbar seien. Von westlichen Politikern, Experten und Kommentatoren ist dies auf breiter Front für bare Münze genommen worden. So haben sich zuletzt sowohl US-Außenministerin Hillary Clinton als auch Präsident Barack Obama bei ihren Sondierungen zur Lösung des Atomkonflikts mit der Islamischen Republik Iran positiv darauf bezogen. Im März etwa ließ Obama Khamenei auf geheimen Kanälen eine Botschaft zukommen, in der er dessen Fatwa als einen guten Ausgangspunkt für die jetzt angelaufenen Verhandlungen der EU3+3 (Großbritannien, Frankreich, Deutschland, USA, Russland und China) mit dem Iran bezeichnete. Auch Institutionen wie die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) beziehen Khameneis Dekret als eine gegebene Tatsache in ihre Einschätzungen des iranischen Atomprogramms ein. Das Problem ist nur: Eine solche Fatwa des iranischen “Revolutionsführers” hat es in Wirklichkeit nie gegeben.

Intensive Recherchen des Middle East Media Research Institute (MEMRI) haben ergeben, dass ein Verdikt Khameneis über die Unvereinbarkeit von nuklearer Bewaffnung und Islam weder jemals ausgesprochen noch veröffentlicht wurde. Und natürlich gibt es auch sonst nirgendwo im Islam irgendeine Vorschrift, die Nukleartechnologie verbietet. (Sonst hätte, nebenbei bemerkt, ja wohl Pakistan nicht bereits die Bombe.) Es handelt sich dabei demnach um eine reine Erfindung der iranischen Propaganda, mit der von der Weigerung des iranischen Regimes abgelenkt werden soll, alle Komponenten seines Atomprogramms offenzulegen und von internationalen Institutionen kontrollieren zu lassen. Derartiges, so die Suggestion, sei ja auch gar nicht nötig, wenn man von höchster iranischer Stelle das Wort hat, aus religiösen Gründen sei für die Mullahs die Entwicklung von Nuklearwaffentechnologie sowieso ausgeschlossen.

Angesichts der Plumpheit dieses propagandistischen Manövers stellt sich natürlich die Frage, wie es kommt, dass dieses Märchen im Westen so bereitwillig geglaubt wurde und nicht schon irgendjemand früher darauf gekommen ist, seinen Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Die Lüge ist freilich so gut konzipiert, dass sie wie maßgeschneidert wirkt für die im Westen grassierende romantizistische Sehnsucht nach einem “Dialog der Kulturen” bzw. Religionen, von dem man sich höhere und tiefere Einsichten in das Verhalten von Staaten und ihren Machthabern erwartet, als sie durch die Kenntnis schnöder Fakten erlangt werden können.

Stets haben es die Verbrecher an der Spitze der iranischen theokratischen Diktatur verstanden, sich neben ihrer Haupttätigkeit als Unterdrücker, Ausplünderer und Folterer ihrer Bevölkerung sowie Sponsoren des internationalen Terrorismus gleichsam im Nebenberuf als Hüter ewiger metaphysischer Wahrheiten und ethischer Maximen im Geiste einer uralten Weltreligion und jahtausendealten Kulturtradition aufzuspielen. Im Westen, wo die demütige Bereitschaft weit verbreitet ist, “fremden Kulturen” mit anerkennendem Verständnis zu begegnen und nur ja nicht den Eindruck “kulturimperialistischer” Überheblichkeit zu erwecken, hat man die bärtigen Turbanträger, die zu Hause ein blutiges totalitäres Regime befehligen, stets gerne mit dem eigenen Traumbild vom edlen, sanftmütigen Weisen aus dem Morgenlande verwechselt. Die subtileren Vertreter des Regimes lieben es dann auch, ihren westlichen Zuhörern etwas über Goethes Ost-westlichen Divan und dessen vermeintliche kulturrelativistische Botschaften vorzusülzen, wofür sie vor allem von europäischen – vorneweg natürlich deutschen – Staatmännern und -frauen immer wieder Bewunderung über so viel belesene interkulturelle Kompetenz zu ernten pflegen.

MEMRI berichtet, dass sich auch der türkische Ministerpräsident Erdogan emsig an der Verbreitung der Mär von der Fatwa Khameneis beteiligt und sowohl gegenüber Hillary Clinton als auch gegenüber Obama persönlich deren religiöse Bedeutung und Zuverlässigkeit erläutert und bekräftigt hat. Man sieht förmlich vor sich, wie der US-Präsident, dessen enges, vertrauensvolles Verhältnis zu Erdogan bekannt ist, mit staunender interkultureller Wissbegier diesen Eröffnungen über die vermeintlichen geheiligten ethischen Prinzipien islamistischer Willkürherrscher gelauscht hat. Schließlich möchte die Obama-Administration aller überwältigenden Evidenz zum Trotz in ihnen partout noch irgendeinen einen guten, vertrauenswürdigen Kern ausfindig machen – gemäß der neuen außenpolitischen Linie der USA, zwischen “besseren”, bodenständig-authentischen, kooperationsfähigen Islamisten und ganz schlechten, globalistisch entwurzelten Dschihadisten Marke al-Qaida zu unterscheiden.

Jedenfalls scheint Obama den Blödsinn, den ihm Erdogan erzählt hat, ohne weiteres geglaubt zu haben. So muss man davon ausgehen, dass das iranische Regime auch bei den aktuellen Atomverhandlungen, die kommenden Mittwoch in Bagdad fortgesetzt werden, mit der  imaginären Fatwa des Ajatollah Khamenei operieren wird, um den Westen hinters Licht zu führen und es ihm zu erleichtern, erneut vage Versprechung anstelle von handfesten, überprüfbaren Zugeständnissen hinzunehmen. Angesichts seiner bewiesenen Leichtgläubigkeit ist zu bezweifeln, dass der Westen diesen Manövern nunmehr konsequent widerstehen wird.

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